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Bahnhof Luzern: Auf dem Weg in die Zukunft

Es ist ein Generationenprojekt: der Durchgangsbahnhof Luzern. Er bringt ab den 2040er-Jahren schnellere, häufigere und direktere Verbindungen für die Zentralschweiz. Doch was heisst das ganz genau? Wir haben genau hingeschaut und uns an die Fersen von Flurin Christoffel und Sabine Ruoss geheftet.

Text Daniela Barmettler / Bilder Christoph Arnet


Wir treffen den Pendler Flurin Christoffel und die Projekt-Expertin Sabine Ruoss zum Feierabend am Bahnhof Luzern. Der Zeiger der grossen Uhr hüpft auf halb sechs. In der Bahnhofshalle wuselt es. Es ist Rushhour. «Während der Stosszeiten muss man sich förmlich durch die vielen Menschen boxen», erzählt Flurin und verrät auch gleich seine Strategie: «Schnelles Vorankommen ist gar nicht möglich. Ich mache dann im Kiosk oder noch besser beim Brezelkönig eine kleine Pause, bis sich wieder eine Lücke öffnet.»

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Sabine Ruoss ist Gesamtprojektleiterin des Durchgangsbahnhofs Luzern und erklärt Flurin, welche Veränderungen es geben wird.

Flurin – der Pendler

Flurin ist 24 Jahre alt und wohnt in Udligenswil. Er studiert Maschinenbau an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur im letzten Semester. Nicht nur den Weg nach Horw ins «Tech» legt der aufgestellte Luzerner mit dem öffentlichen Verkehr zurück, auch sonst nutzt er meist Bus und Zug. «Eine nachhaltige Mobilität ist mir wichtig. Und seien wir ehrlich: Mit dem Auto in die Stadt fahren ist selten eine gute Idee», sagt Flurin.

Am Beispiel seiner ÖV-Nutzung zeigen wir auf, welche Auswirkungen der Durchgangsbahnhof Luzern und dessen Bauphase mit sich bringen. Der Bahnhof Luzern wird an jedem Arbeitstag von rund 100’000 Reisenden benutzt und es verkehren 700 Züge – damit ist die Kapazitätsgrenze erreicht. Das erleben wir bei unserem Treffen gerade hautnah. Flurin kennt das bestens: «Man ist immer in einer grossen Menschenmenge unterwegs, im Zug, im Bus, beim Umsteigen. Ich habe zum Glück keine Mühe damit. Ich treffe immer jemanden und man kann miteinander schwatzen.»


«Wir müssen jetzt für die Zukunft handeln.» 

Sabine Ruoss



Sabine – die Expertin

Sabine Ruoss nimmt direkt Stellung zu Flurins Aussage: «Der Durchgangsbahnhof wird diese nötige Entlastung bringen – einerseits in Luzern, anderseits auch in den Agglomerationen. Das gesamte ÖV-System wird den höheren Kapazitäten des neuen Bahnhofs angepasst. Überfüllte Busse sollten dann seltener sein.» Sabine ist Gesamtkoordinatorin des Durchgangsbahnhofs beim Kanton Luzern und hat den Durchblick, wenn es um das gigantische Projekt geht.

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Sabine Ruoss kennt das Projekt bestens. Sie ist Gesamtkoordinatorin des Kantons Luzern.


Der Durchgangsbahnhof wird Pendlern wie Flurin unter anderem im Bereich Personenfluss Vorteile bringen: Da es kein Kopfbahnhof mehr sein wird, werden künftig weniger Personen umsteigen müssen.

Zudem wird es verschiedene Etagen und Ausgänge geben, was den Menschenstrom zusätzlich besser verteilt. Das Umsteigen von Bus auf Zug wird also angenehmer werden. Und auch von schnelleren und häufigeren Verbindungen wird Flurin profitieren, wie ihm Sabine aufzeigt: «Wir werden ein besseres S-Bahn-System haben, an das auch das Busnetz angeschlossen sein wird. Für Udligenswil und Adligenswil bedeutet das beispielsweise eine bessere Anbindung an Rotkreuz, Zug und Zürich.» Flurin ist begeistert. «Das klingt super. Ich habe einige Semester an der ETH Zürich absolviert und bin täglich gependelt. Das war so richtig mühsam», sagt er mit einem Augenzwinkern. 

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Der Tunnel unter dem Seebecken ist auch für Flurin ein sehr interessanter Streckenabschnitt. Sabine zeigt, wie dieser Abschnitt gebaut wird.

Spektakulär und beeindruckend

Sabine nimmt Flurin mit auf einen kleinen Rundgang und zeigt ihm, wie er sich den neuen Bahnhof vorstellen muss. Als angehender Maschinenbauingenieur interessiert ihn besonders der Tunnelabschnitt unter dem Seebecken. «Ja, diesen Abschnitt finden alle sehr spektakulär. Das Seebecken ist die Visitenkarte der Stadt. Es ist klar, dass man darauf ein besonderes Augenmerk legt», weiss Sabine.

Für die Unterquerung des Seebeckens ist ein Absenktunnel vorgesehen (Video oben im Slider). Dabei werden vorgefertigte Elemente der Tunnelröhre in den Grund des Vierwaldstättersees abgesenkt. Dieses Absenkverfahren mag spektakulär klingen, für die Projektleiterin selbst gibt es aber noch zahlreiche weitere aussergewöhnliche Massnahmen. «Es ist ein absolut einzigartiges und eindrucksvolles Projekt, das auch die Fachleute begeistert, die täglich daran arbeiten», erklärt Sabine.


«Der Durchgangsbahnhof wird diese nötige Entlastung bringen – einerseits in Luzern, anderseits auch in den Agglomerationen.»

Sabine Ruoss



Ein Projekt für die Zukunft

Flurin möchte wissen, welche Auswirkungen für ihn als Pendler die Bauphase hat. Sabine antwortet entspannt: «Der Betrieb wird immer aufrechterhalten, was eine Herausforderung ist. Du musst je nach Bauphase wohl den einen oder anderen Schritt mehr laufen, um zwischen Bus und Zug umzusteigen.» «Kein Problem, das geht auch mit 40 Jahren noch», schmunzelt der begeisterte Hobbysportler. In seiner Freizeit spielt Flurin Volleyball, Tennis und trainiert im Fitnesscenter.

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Umsteigen wird für Flurin mit dem neuen Durchgangsbahnhof einfacher und schneller.

Wenn alles wie geplant realisiert wird, feiert Flurin bei der Eröffnung des Durchgangsbahnhofs seinen 40. Geburtstag. «Wo siehst du dich mit 40 Jahren?», fragt ihn Sabine. «Puh, Sabine, keine Ahnung. Ich weiss doch noch nicht einmal, wo ich nächstes Jahr bin.»

Auch wenn Flurin nicht so weit in die Zukunft blicken mag, findet er das Projekt Durchgangsbahnhof wichtig: «Wir müssen den öV attraktiver machen. Und dafür braucht es konkrete Lösungen.» Das kann Sabine nur bestätigen: «Wir müssen jetzt für die Zukunft handeln.» – Nicht, dass die Bahnhofsuhr irgendwann auf fünf vor zwölf stehen bleibt.


Sonderschau «Durchgangsbahnhof Luzern» an der Luga

In der Sonderschau kannst du das Jahrhundertprojekt interaktiv und spielerisch kennenlernen. Auf deiner eigenen Reise durch den Bahnhof wirst du den grossen Nutzen des Generationenprojekts erfahren. 

Ebenfalls sind verschiedene Transportunternehmen von Ort und laden dich ein, den öffentlichen Verkehr zu erleben, mitzumachen und auszuprobieren.

> alle Informationen zur Sonderschau

Öffentlicher Applaus von Nutzer*innen

  • 7 Urs Becker
  • 10 Simon Kocsis
  • 10 Linda Gabriel
  • 1 Kurt Lötscher
  • 10 Werner Schurtenberger