Wissen Luga 2023

7 Landwirte – 13 Tage – 24 Stunden

Einen «echten» Bauernhof von innen sehen, den Landwirten beim Kühemelken über die Schultern schauen, die jungen Fohlen oder Ferkel bestaunen: All das ist im Luga-Bauernhof möglich. Dafür sorgt vor Ort ein siebenköpfiges Team. Und das rund um die Uhr.

Text: Irene Reis / Bild: Christoph Arnet
Erschienen in der Luga-Zytig, 27. April 2023

Es ist der 25. April 2022, Luga-Montag. Die Zentralschweizer Frühlingsmesse läuft schon den vierten Tag. Die Tiere und das Stallteam sind sogar schon zwei Tage länger da. «Der Betrieb hat sich eingependelt, der Luga-Bauernhof läuft», erklärt Stallchef Damian. Damit dies möglich ist, wird jeweils bereits Stunden vor Türöffnung fleissig gearbeitet. Um zu erfahren, was das siebenköpfige Stallteam in den frühen Morgenstunden abseits des Besucherrummels leistet, durften wir ihm über die Schultern blicken – und mussten dafür ebenfalls früh aufstehen.

Kurze Nächte

Für das Stallteam beginnt der Tag um 5.30 Uhr. Nach einer kurzen Nacht wird – wie in einem echten Bauernhof – gemolken, gemistet, gewaschen. Zwei der sieben Stallmitarbeitenden sind sogar schon vor der Tagwache im Zelt, denn sie hatten Nachtwache im Luga-Bauernhof.

Damian erklärt: «Im Luga-Bauernhof sind die Tiere in einer unbekannten Umgebung. Da wollen wir sie rund um die Uhr im Auge behalten.» Dazu bleibt jeweils eine Person im Container hinter dem Bauernhof, eine sogar mit den Tieren im Zelt. «So viel Aufmerksamkeit haben die Tiere nicht einmal zu Hause», schmunzelt er.

Für die Crew ist es zur Selbstverständlichkeit geworden. Nur Martina, die einzige Frau im Team und 2022 erstmals dabei, gibt lächelnd zu bedenken: «In der Nacht wird es echt kalt.»

Straffes Morgenprogramm

Es ist 6.15 Uhr: Bereits sind die 14 Milchkühe gemolken. Der Käser holt die Milch, wovon drei Kannen direkt in die Luga-Schaukäserei gehen und gleichentags durch die Besuchenden zu Frischkäse verarbeitet werden.

Während die Hälfte des Teams im Stall mistet, waschen die anderen draussen die Kühe. Sie sollen sich für die Besuchenden von der besten Seite zeigen. «Das ist ein echtes Wellnessprogramm», erklärt Pascal. Er nimmt sich Zeit für die Tiere. Stallchef Damian erklärt: «Nach einer kurzen Angewöhnung gefällt es den Tieren hier gut. Die Aufmerksamkeit durch das Team, aber auch durch die Besuchenden gefällt ihnen. Sie werden dauernd getätschelt und umsorgt.»


«Es ist eine gute Gelegenheit, der Bevölkerung das echte Bild der Landwirtschaft zu vermitteln.»

Damian Schuler, Stallchef



Die Stallcrew und die Tiere kommen nicht, wie viele meinen, aus denselben Höfen. Die Tiere werden von den entsprechenden Tierorganisationen aus verschiedenen Betrieben organisiert. Ziel: einen Querschnitt der Landwirtschaft in der Zentralschweiz abzubilden. 2022 sind insgesamt vier Mutterkühe mit je einem Kalb, 14 Milchkühe, ein Muni, je drei Pferde und Fohlen, total 42 Geissen und Gitzi, Schafe und Lämmer, eine Sau mit 13 Ferkeln und 12 Rennsäuli sowie zwei Wasserbüffel im Hof zu finden. Und das Stallteam setzt sich aus jungen Landwirten und Landwirtinnen zusammen, die sich für die Luga extra Zeit nehmen und als Stallmitarbeitende angestellt sind.

Besamung an der Luga

An diesem Montagmorgen ereignet sich abseits des Besucherrummels für die Luga eine Besonderheit: Eine Kuh soll besamt werden, SwissGenetics wird gerufen. «Das muss alles zur richtigen Zeit passieren – da wartet die Natur natürlich nicht bis nach der Luga», erklärt Raffi, der unter anderem für die Kühe zuständig ist. Stallchef Damian führt Buch über jedes Tier – auch die Büroarbeiten kommen wie bei einem echten Betrieb während der Luga nicht zu kurz. Dazu bekommt er von den Besitzer-Landwirten zu jedem Tier ein exaktes Datenblatt. Wie schwer ist das Tier? Wie viel Milch gibt es? Ist es während der Luga brünstig? – Mindestens eine Kuh wars.

Quirliges Treiben

Während die Kühe draussen in Ruhe ihr «Wellnessprogramm» geniessen, wird es im Zelt quicklebendig: Franz melkt und füttert die Geissen. Und die jungen Gitzi bekommen Geissenmilch – eine quirlige und herzige Angelegenheit. Es erstaunt nicht, dass diese Tätigkeit am Nachmittag ein echter Besuchsmagnet ist und die Kinder voller Freude beim Füttern und Schöppelen mithelfen.

Nun fährt Raffi den Hoflader auf. Nach dem Läger der Kühe werden auch die Gehege der Rennsäuli, Schafe, Pferde und Wasserbüffel gemistet und die Tiere bekommen frisches Stroh. Schliesslich werden auch in den Gängen frische Holzschnitzel verteilt. Es ist alles bereit für die Luga-Türöffnung. Und für das Stallteam Zeit fürs Zmorge.

Wohlverdiente Pause

Es ist 8.30 Uhr: Das Stallteam geht auf die andere Geländeseite ins Messegebäude. Die Hallen sind noch leer, die Stimmung ruhig. Lediglich die Aussteller richten ihre Stände für die bevorstehende Türöffnung ein. Und das Team der Gastronomie Messe Luzern bereitet das Restaurant Free Flow vor. Dort steht bereits ein gedeckter Tisch mit einem reichhaltigen Zmorge für das Stallteam bereit: Brot, Gipfeli, Fleisch, Käse und Joghurt. Sie greifen zu. Verdientermassen. Denn während für die meisten Beteiligten der Luga-Tag erst beginnt, hat das Stallteam schon vier Stunden Arbeit hinter sich.

Während des Morgenessens bleibt etwas Zeit für ein Gespräch: Was motiviert die Landwirte, im Luga-Stallteam mitzuarbeiten? «Es ist eine gute Gelegenheit, der Bevölkerung das echte Bild der Landwirtschaft zu vermitteln», erklärt Stallchef Damian. Und seine Kollegen ergänzen: «Wir beantworten sehr viele Fragen. Manchmal auch ganz lustige!» Beispielsweise wollte mal ein Besucher wissen, wie viel Milch denn diese eine grosse Kuh gebe. Der Besucher meinte aber den Muni. «Doch genau dafür sind wir da: um Missverständnisse zu klären», sagt Franz.

«Nicht zuletzt haben wir einfach eine gute Zeit miteinander», fügt Joel an. Zehn Tage Luga-Bauernhof schweisse schon zusammen. So erstaunt es nicht, dass einige aus dem Team schon neun Jahre dabei sind.

Eine Herzensangelegenheit

Dafür ist kaum ein Aufwand zu gross, haben doch die meisten eine Vollzeitstelle und nehmen für den Luga-Einsatz Ferien. Franz, der Dienstälteste im Team, fährt sogar täglich nach Hause, weil er seine eigenen Tiere in seinem Betrieb in Schachen am Morgen noch vor Dienstantritt hirten muss. Und trotzdem ist für ihn der Luga-Einsatz eine Herzensangelegenheit. Nicht nur wegen der Tiere, auch wegen der Besuchenden. Es gebe Kinder, die ihn mittlerweile kennen, jährlich extra zu Besuch kommen und sogar Geschenke in den Luga-Bauernhof bringen. «Das geht wirklich ans Herz», sagt er.

Ebenfalls ein Highlight seien die gemeinsamen Abende. Denn zum Znacht gibt es jeweils, was die Luga hergibt. «Die Aussteller schauen richtig gut zu uns. Wir bekommen am Abend Brot, Käse, Joghurt oder auch mal eine Flasche Bier von den Ausstellern», erklärt der Luga-erprobte Raffi. Mit einer Schubkarre dürfen sie die Gaben am Abend vor Luga-Schluss an den Ständen abholen.

Luga-Betrieb

Das Stallteam ist vom Frühstück gestärkt und es wird Zeit, denn die Türöffnung um 10.00 steht bevor. Joel und Pascal, die zuvor die Nachtschicht hatten, dürfen sich nun zurückziehen. Im Backstage-Bereich der Messe Luzern hat das Stallteam für die Luga-Zeit die Zimmer bezogen.

Für die anderen geht es zurück in den Stall, um bereit zu sein, wenn die Besuchenden kommen. Dann sind Tiervorführungen, Schaumelken und Säulirennen angesagt, aber auch misten, waschen, füttern und ganz viel Fragen beantworten. Bis sich die Tore schliessen und die Arbeit wieder von vorne beginnt.


Die Stallcrew

Das Stallteam setzt sich jeweils aus Experten für jede Tiergruppe zusammen.
Einen Einblick in deren Arbeit gaben an der Luga 2022 folgende Mitarbeitende:
Damian Schuler, Stallchef, Willisau, 33 Jahre, 8. Luga
Rafael Birrer, Stv. Stallchef, Willisau, 29 Jahre, 4. Luga
Franz Bucheli, Geissen, Schachen, 45 Jahre, 9. Luga
Martina Dubach, Pferde, Hergiswil, 22 Jahre, 1. Luga
Pascal Huber, Kühe und Geissen, 24 Jahre, 2. Luga
Joel Huggler, Spezialgebiet Kühe, Meiringen, 20 Jahre, 1. Luga
Andreas Wicki, Kühe, Willisau, 30 Jahre, 8. Luga


An der Luga

Im Luga-Bauernhof schnuppern Sie echten Stallduft. Luzerner Züchter präsentieren Milchkühe der Rassen Braunvieh, Fleckvieh, Holstein und Jersey. Aber auch Pferdestuten mit jungen Fohlen, Schafe mit Lämmern, Ziegen mit Gitzi, eine Muttersau mit einer Schar Ferkel und weitere Tiere sind vor Ort.

zum Luga-Bauernhof

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