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Bier ist nicht gleich Bier

Neue Biersorten boomen in der Schweiz. Biersommelier und Gründer von Bierliebe Raphael Kuhn spricht über die Zunahme von Kleinbrauereien, die Biervielfalt und wie er diese bekannter machen will.


Text: Silvan Wicki und Irene Reis / Bilder: zVg
Erschienen in der Luga-Zytig, 21. April 2022

Raphael Kuhn und seine Frau Alexandra Barreña sitzen in ihrer Bar «Bierliebe & Friends» an der Luzerner Reuss und stossen an. Hinter der Bar sind zwölf Zapfhähne sowie unzählige verschiedene Flaschen zu sehen. Die Biere haben alle etwas gemeinsam: Jedes stammt von einer unabhängigen Brauerei in der Schweiz. 

Die Bieridee zur Förderung der Bierkultur

Begonnen hat alles im Jahr 2015. Der Bierliebhaber Raphael stellte sich die Frage, was es in der Schweiz ausser den ihm Bekannten noch so an regionalen Bieren gibt. «Man kannte das Bier aus dem eigenen Kanton. Und durch Biershops gab es einen Zugang vor allem zu internationalem Bier – doch dazwischen klaffte eine Lücke.» Und so entstand die «Bieridee»: das Bier-Abonnement. Das Paar startete mit selbst designter Internetseite, Verpa- ckungsmaterial und ersten Bier-Sorten in der Garage von Raphaels Eltern. «Wir wollten die Leute auf die riesige Biervielfalt mit sehr vielen Brauereien aufmerksam machen und so den kleinen Brauereien eine Plattform geben, um bekannter zu werden und wachsen zu können.» Die Kunden erhalten monatlich drei Biere und somit einen Einblick in diese Vielfalt. 

Nachdem die Nachfrage zugenommen hatte und nebst der Garage auch die Waschküche zu klein geworden war, zog das wachsende Bierliebe-Team 2017 nach Kriens. 2019 wurde der Bierversand schliesslich mit der Bierbar «Bierliebe & Friends» in Luzern ergänzt. Und in Kürze steht sogar ein weiterer Umzug des Lagers in grössere Räume nach Rothenburg an. Denn die Strategie von Bierliebe boomt mehr denn je. «Einerseits wollten die Konsumenten in den letzten zwei Jahren Regionales unterstützen. Andererseits wollte man sich zu Hause etwas Gutes gönnen», sagt Raphael. 


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«Wir wollten die Leute auf die riesige Biervielfalt mit sehr vielen Brauereien aufmerksam machen.»

Raphael Kuhn

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Vom Bierkartell zu Neugründungen

Die «Bieridee» ist überhaupt erst möglich, weil es heute über 1200 registrierte Bierbrauer in der Schweiz gibt. Vor 30 Jahren waren es lediglich 32. Die Erklärung: Bis 1991 herrschte das Bierkartell, eine Vereinbarung aller Schweizer Brauereien, die den Markt unter sich ausmachten. «Dies führte dazu, dass die Brauereien keinen Anreiz zur Innovation hatten», erklärt Raphael. Durch Uneinigkeiten und den Ausstieg von grossen Brauereien kam es zum Ende des Kartells – und in der Folge zu Neugründungen von Kleinbrauereien. Viele Bierliebhaber wurden zu Hobby-Brauern und mit steigendem Erfolg sogar zu professionellen Produzenten. Unabhängige Brauereien liessen neue und alte Biersorten aufleben. 

Bier ist nicht gleich Bier

Wenn Raphael von den Brauereien erzählt, leuchten seine Augen: «Es gibt den Ein-Mann-Betrieb, der in seinem Keller braut, aber auch die etablierte Brauerei mit mehreren Angestellten.» Genauso vielfältig seien die Sorten: Lager, Märzen, Red Ale, Weizen, Pale Ale, India Pale Ale, Stout, Sour Ale und noch viele mehr. «Bier ist nicht gleich Bier», betont er und weist darauf hin, dass Bier nicht nur die bekannte Massenware ist. 

Gefragt nach seinem Lieblingsbier, weicht der Bier-Sommelier aus: «An einem Fussballmatch im Sommer ist ein Lager das perfekte Bier, in der Gartenbeiz kann es ein Weizen sein und im Winter eher ein Stout.» Persönlich freut sich Raphael Kuhn, dass laufend neue Sorten auf dem Biermarkt auftauchen, die er entdecken und mit Bier-Enthusiasten geniessen kann. 

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Bier richtig degustieren

Um den Übergang und das Entdecken neuer Geschmäcker zu vereinfachen, empfiehlt es sich, sich langsam heranzutasten. Beispielsweise zuerst mit einem Pale Ale zu starten und erst dann zum bittereren und hopfigeren Indian Pale Ale vorzustossen.

Mit diesen Tipps vom Biersommelier geniessen Sie ein Bier richtig: 

Schritt 1: Richtige Temperatur: Je komplexer ein Bier ist, desto wärmer darf es sein. Ein Lagerbier darf ruhig kühl, so ca vier bis sieben Grad, genossen werden, denn viele Aromen werden sich dabei nicht zeigen. Ein komplexeres Tripel oder Stout darf durchaus wärmer sein, damit sich die Geschmacksnoten entfalten können.

Schritt 2: Jedes Glas ist besser als kein Glas: Wenn das Bier in der Flasche ist, können Farbe und Geruch des Bieres nicht erkannt werden. Daher ist auch ein Plastikbecher die bessere Wahl, damit Geschmacksnoten mit der Nase entdeckt werden können.

Schritt 3: Sehen: Die Farbe des Bieres sagt schon viel über den Bierstil aus. Beeinflusst wird der Farbton durch das verwendete Malz. Je höher der Röstgrad, desto dunkler ist das Bier und desto mehr Röstaromen hat es.

Schritt 4: Riechen: Die Nase spielt vor allem bei den beliebten IPAs eine wichtige Rolle, wo die Fruchtigkeit des Hopfens vor allem mit dem Geruch transportiert wird. Hier erkennt man die unterschiedlichen Aromen des Hopfens. 

Schritt 5: Beim Verkosten kann man die unterschiedlichen Geschmacksnoten entdecken. Wichtig ist, dass man – im Gegensatz zur Weindegustation – das Bier nicht ausspuckt. Denn im Nachgang entwickelt das Bier nochmals eine eigene Note.

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An der Luga

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