Wissen Luga 2023

100 Jahre Zanolla

Seit 100 Jahren und bereits in der vierten Generation ist die Familie Zanolla im Kilbigeschäft tätig. Zum Jubiläum gibt der Schausteller Eugen Zanolla einen Einblick in seine Familiengeschichte.

Text: Irene Reis / Bild: zvg
Erschienen in der Luga-Zytig, 27. April 2023


Es begann vor 100 Jahren: Der junge Josef Zanolla arbeitete als Maurer in Zürich und verbrachte die Wochenenden mit Gottlieb Duttweiler – dem späteren Migros-Gründer – auf den Jahrmärkten der Region. Er half ihm, Früchte zu verkaufen. «Duttweiler war für meinen Grossvater Josef ein Vorbild. Er bewunderte seinen Geschäftssinn und lernte durch ihn auf den Märkten Schausteller kennen», blickt Eugen Zanolla zurück. So traf Josef auf seine spätere Ehefrau Augusta, die in einer Schiessbude arbeitete.

Inspiriert vom Schausteller-Umfeld kam Josef 1923 eine Idee: Gemeinsam mit Kollegen baute er den «Hau den Lukas». Wer hätte gedacht, dass daraus eine 100-jährige Geschichte und «Zanolla» zu einem festen Schausteller-Begriff wird. «Das ist meiner Grossmutter zu verdanken», erklärt Eugen. Sie hatte die Kilbi im Blut und fuhr mit dem «Hau den Lukas» sowie später mehreren Ballwerf- und Schiessbuden an die Märkte, während Josef weiterhin seinem gelernten Beruf als Maurerpolier nachging.

Schlag auf Schlag

Im Jahr 1942 stieg auch Eugens Vater, Josef Junior, ins Geschäft ein – natürlich erst, nachdem er einen Beruf erlernt hatte. «Eine Ausbildung war der Familie wichtig, und darauf legen wir bis heute Wert», erklärt Eugen. Josef baute über die Jahre das Angebot aus – mit einem Kettenflieger, einem Karussell und weiteren Fahrgeschäften. Josef gründete eine eigene Familie und zog mit ihr von Zürich nach Luzern. «In diese Stadt hatte er sich während der Kilbi-Aufenthalte verliebt», so Eugen.

Auch Eugen war von Kindsbeinen an fasziniert vom Kilbitreiben. Nach seiner Malerlehre kaufte er seinem Vater nach und nach die Fahrgeschäfte ab und führt nun seit über 40 Jahren Geschäft gemeinsam mit seiner Frau Lisa.

Immer unter Leuten

Mit seinen Kindern hielt es Eugen wie in seiner eigenen Kindheit: Am Wochenende und in den Ferien durften sie mit an die Kilbis. Ansonsten führten Zanollas «ein normales Familienleben». Schule und eine klassische Ausbildung waren Pflicht. «Viele haben ein etwas romantisiertes Bild von unserer Tätigkeit und meinen, wir seien für die Kilbis im Wohnwagen unterwegs», schmunzelt Eugen. Dabei gehe die Familie jeden Tag ganz normal von Luzern aus zur Arbeit.


«Bei uns kommen die Leute zusammen, um eine gut Zeit zu haben. Wer sonst kann von sich behaupten, dass er bei der Arbeit nur glückliche Personen um sich herum hat?»

Eugen Zanolla, Schausteller



Eugen muss nicht lange nachdenken, wenn man ihn nach dem Grund für die langjährige Freude am Schaustellerdasein fragt. «Bei uns kommen die Leute zusammen, um eine gute Zeit zu haben. Wer sonst kann von sich behaupten, dass er bei der Arbeit nur glückliche Menschen um sich herum hat?»

Tragische Momente

Für die Familie Zanolla war aber nicht immer alles nur «Kilbi». 2010 erlitt sie einen Schicksalsschlag, als der 33-jährige Louis, Eugens Sohn aus erster Ehe, an einer Hirnblutung verstarb. «Das war eine unglaublich schwere Zeit, die uns bis heute prägt.» Auch im Familienunternehmen hinterliess Louis – der seine Ausbildung als Kaufmann bei der Gewerbe-Treuhand AG gemacht hatte – eine Lücke. Denn mit Louis an seiner Seite hatte Eugen den Fahrgeschäft-Park ausgebaut. «Ohne ihn konnten wir diese Grösse nicht mehr stemmen», erinnert sich Eugen – und die Trauer ist noch immer spürbar.

In die Zukunft

Das Kilbifeuer hat auch Tochter Rahel geerbt. Heuer steigt die gelernte Medizinische Praxisassistenin in den Verwaltungsrat ein. Stolz erzählt Eugen von seiner 23-jährigen Tochter und ihrem Lebenspartner Mario: «Was die beiden in ihren jungen Jahren leisten, ist unglaublich.» Er gibt zu bedenken: Über die Jahre wurde die Arbeit immer komplexer, die Anlagen grösser, die Auflagen höher, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz wichtiger, das Marketing professioneller. Um dies alles zu beherrschen, absolviert der Zanolla-Nachwuchs in Deutschland die drei Module des Schausteller-Fachausweises bei der TÜV. Heute betreibt die Familie vier Fahrgeschäfte und neu eine Imbissbude. Dafür beschäftigen die Zanollas während der Saison rund 20 Mitarbeitende.

Wiedersehen im Lunapark

Saisonstart ist auch dieses Jahr die Luga. Ein Heimspiel? «Absolut!» Nicht nur, dass Eugen seit der Luga-Gründung mit dabei ist und den Lunapark mitgegründet hat. «Es kommen alle zu Besuch: nicht nur die ganze Familie, sondern auch mein Treuhänder oder mein Hausarzt.»


An der Luga

Gratis auf die Zanolla- und weitere Bahnen

Auf die Lunapark-Gäste wartet ein besonderes Geschenk der Familie Zanolla: Täglich (ausser sonntags) sind alle Zanolla-Bahnen während der ersten Viertelstunde (11.00 bis 11.15 Uhr) gratis. Weitere Schausteller-Familien machen aus langjähriger Freundschaft zur Familie Zanolla gleich mit und laden ihre Gäste auf ausgewählten Bahnen zur selben Zeit ebenfalls ein. 

weitere Infos 

Lunapark

Im Lunapark ist für alle etwas dabei: Nervenkitzel garantieren die grossen Fahrgeschäfte, Spass gibt es bei den Klassikern wie das Riesenrad oder die Niagara-Rutschbahn und die zahlreichen Spielbuden und Verpflegungsstände laden zum Flanieren und Schlemmen ein.

zum Lunapark


Zanolla AG

Zum 100-jährigen Bestehen hat die Zanolla AG eine neue Website gestaltet. Dort findet man nicht nur Tourdaten und Infos zu den Aktuellen Vergnügungsanlagen, sondern auch einen Zeitstrahl mit einem Blick in die Geschichte.

zur Zanolla-Website


Öffentlicher Applaus von Nutzer*innen

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