Wissen Luga 2023
Unter Druck
Dürfen wir vorstellen: Christian Gretener. Er ist Feuerwehrkommandant aus Leidenschaft und setzt sich aktiv für die Ausbildung künftiger Feuerwehrleute ein. Von seinem grossen Fachwissen kann er auch in anderen Lebensbereichen profitieren – etwa als Geschäftsführer oder als Familienvater.
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Hat mehrere Hüte auf: Christian Gretener ist unter anderem Geschäftsführer einer Druckerei und Feuerwehrmann. -
Theorie vermitteln - als Instruktor bei der GVL schult Christian Gretener Feuerwehrleute aus dem Kanton Luzern.
Text: Daniela Barmettler / Bild: Christoph Arnet
Erschienen in der Luga-Zytig, 27. April 2023
Man stelle sich vor: Man müsste in ein brennendes Haus rennen. Dort ist es unbeschreiblich heiss, stockdunkel und extrem laut. Die Lage muss jede Sekunde neu beurteilt, Gefahren eingeordnet und im schlimmsten Fall Personen vor den Flammen gerettet werden. Vielen wird bei diesem Gedanken angst und bange! Nicht so Christian Gretener. Erzählt er von seinen Einsätzen im Atemschutz, funkeln seine Augen: «Das ist eine Aufgabe, welche nur die Feuerwehr übernehmen kann. Dank unserer Ausbildung und vieler realistischer Übungen sind wir in der Lage, effizient und zielgerichtet zu arbeiten.»
Christian, der Feuerwehrmann
Für solche Einsätze ist viel Erfahrung nötig und man muss «das Adrenalin gezielt einsetzen», weiss Christian. Er ist seit über 18 Jahren für die Feuerwehr Hochdorf tätig. Wegen seines Nachbarn sei er «einfach mal dazugekommen», seither ist er dabei. «Die Feuerwehr ist eine gute Sache. Man kann anderen Menschen helfen und selbstverständlich ist es extrem spannend», erklärt der 44-Jährige und ergänzt: «Ich bin ein sehr neugieriger und wissbegieriger Mensch.» Und so wurde Christian Gretener vom Feuerwehrmann zum Offizier, dann zum Ausbildungschef und dieses Jahr zum Kommandanten befördert. Er führt 90 Feuerwehrleute und ist verantwortlich für rund 65 Einsätze im Jahr. Eine grosse und zeitaufwendige Aufgabe, aber Christian ist mit Leib und Seele dabei. Doch warum? Die Antwort, kurz und klar: wegen der Kameradschaft.
Vertrauen als Basis
Nach der Übung gehört ein gemeinsamer Ausklang dazu. Dabei gehe es aber um weit mehr als nur das gemütliche Zusammensitzen, erklärt er: «Es geht um Vertrauen. Bei einem Einsatz müssen wir uns zu 100 Prozent aufeinander verlassen.» Und dieses Vertrauen baut man unter anderem ab 21.30 Uhr in der Beiz auf. Dieser Austausch untereinander habe zudem einen schönen Nebeneffekt: «Die Feuerwehr ist ein Querschnitt der Gesellschaft. Hier hast du Männer, Frauen, Junge, Ältere, Akademiker und Handwerker und somit immer jemanden, der dir bei Fragen oder Projekten weiterhelfen kann.» Genau das sei der Vorteil des Milizsystems. Die grosse Bandbreite an Wissen mache eine gute Feuerwehr aus. «Je nach Einsatz kann ich meine Fachexperten zuziehen, sei es den Förster, den Landwirt oder den Mechaniker.»
«Ich will andere Feuerwehrleute befähigen, in jedem Fall richtig zu handeln.»
Christian Gretener
Mit Vorurteilen aufräumen
Und wie steht es um den Nachwuchs? «Es ist ein Dauerthema, weil sich immer weniger Menschen für die Allgemeinheit engagieren möchten», weiss Christian aus Erfahrung. Deshalb ist die Feuerwehr Hochdorf nahe bei den Leuten, macht öffentliche Übungen und ist auf Social Media präsent. So möchte man Mitglieder gewinnen und mit Vorurteilen brechen: «Die Feuerwehr ist nicht militärisch, trotz Rangordnung. Wir sind eine grosse Familie.» Und auch das Argument des hohen Zeitaufwands lässt Christian nicht gelten, obwohl er diesbezüglich kein Paradebeispiel ist: «Es gibt Arbeitstage, die bis zu 19 Stunden dauern.» Das Schöne an der Feuerwehr sei, dass man seinen Zeitaufwand selber steuern könne. Und noch etwas Positives hebt er hervor: «Wer motiviert ist, sich einzubringen, hat in der Feuerwehr die beste Chance, sich weiterzuentwickeln.»
Christian, der Geschäftsmann
Das wiederum weiss Christian wohl am besten: Er ist zusammen mit seinem Bruder Geschäftsführer der GB Druck AG in Hochdorf. Zahlreiche Aspekte seiner Feuerwehr-Ausbildung kann er im Geschäftsalltag umsetzen, wie er sagt: «Gibt es ein Problem, muss man sich zuerst sammeln und dann effizient nach Lösungen suchen.» In der Feuerwehr gehe es immer darum, das Beste aus der Situation zu machen und klar zu kommunizieren. «Auf dem Schadenplatz herrscht anfangs oft ein Chaos und wir müssen innert Minuten entscheiden, wer was zu tun hat.» Da lerne man zu priorisieren und zu delegieren. Auch wenn es im Arbeitsalltag nicht ganz so hektisch zugeht, sei dieses Training äusserst hilfreich.
Die beiden Tätigkeiten beeinflussen sich gegenseitig positiv: Als Arbeitgeber ist Christian überzeugt, dass Feuerwehrleute gute Mitarbeitende sind, und als Kommandant ist er stets bemüht, bei einem Einsatz seine Leute effizient einzusetzen, damit sie bald wieder in ihre Betriebe zurückkehren können.
Christian, der Ausbildner
Auch wenn Christians Agenda randvoll ist, ist es nachvollziehbar, weshalb er seit acht Jahren auch noch Instruktor bei der Gebäudeversicherung Luzern (GVL) ist – denn wer könnte die Begeisterung für die Feuerwehr besser vermitteln als er? Und so kommt es, dass er praktisch jedes Fach ausbildet. Sein Steckenpferd ist der Atemschutz: «Ich will andere Feuerwehrleute befähigen, in jedem Fall richtig zu handeln.»
Dafür sei die Zusammenarbeit der Luzerner Feuerwehren mit der GVL extrem wertvoll. Diese bietet jährlich über 3000 Kurstage an und sorgt damit für einen hohen Qualitätsstandard. Zudem stellt sie den Feuerwehren wichtige Instrumente zur Verfügung, wie zum Beispiel Naturgefahrenkarten. Christian schätzt diese Unterstützung: «Die Feuerwehren in Luzern sprechen so die gleiche Sprache und können bei gemeinsamen Einsätzen effizient zusammenarbeiten.»
Christian, der Familienvater
Wenn Christian nicht im Feuerwehrlokal oder in der Druckerei ist, dann ist er mit seiner Frau und seinen drei Kindern (15, 13 und 10 Jahre) unterwegs – für ihn die kostbarste Zeit und sein Rückzugsort. In Gesprächen mit seiner Frau kann er auch mal schwierige Einsätze verarbeiten. Sowieso sei die Familie sehr nahe an den Themen der Feuerwehr und Christian ist sich bewusst, dass sein Pensum ohne die Unterstützung seiner Familie nicht zu bewältigen wäre. Und so hat er seine Kinder auch aktiv eingebunden: «Früher kamen sie mit zum Magazin oder wollten ins Feuerwehrauto sitzen. Heute kommen sie mit dem Velo an unsere Einsatzübungen und sind stolz, dass ihr Papi als Kommandant eine solch tolle Feuerwehr führen darf», sagt er und strahlt – auch ein bisschen stolz, dass seine Begeisterung für die Feuerwehr in der eigenen Familie weiterlebt.
An der Luga
Trainings an der Brandsimulationsanlage
Christian Gretener leitet an der Luga zwei Trainings in der mobilen Brandsimulationsanlage. Erleben Sie hautnah, was ein Einsatz mit dem Atemschutz bedeutet.
Sonderschau «HAUS steht KOPF»
Zusammen mit den Feuerwehren präsentiert die Gebäudeversicherung Luzern an der Luga einen brandheissen Auftritt und stellt alles auf den Kopf. Freuen Sie sich auf viele Attraktionen in der Vorzone im Aussenbereich sowie in der Halle 1.